Steindl lmre
(1839-1902)

Architekt, neben Ybl und Schulek der beste Vertreter der ungarischen historisierenden Architektur. Nachdem er seine Studien an der Pester Technischen Universität absolviert hatte, war er zunächst zwei, später sechs Jahre lang der Schüler von unter anderen E. van der Nüll, A. von Siccardsburg und F. Schmidt an der Wiener Akademie. 1869 wurde er Gastprofessor der Pester Technischen Universität, 1870 wurde er zum ordentlichen Professor befördert. Gleichzeitig führte er auch ein privates Architekturbüro. Er galt als eklektischer Künstler, integrierte in seinem Stil also die verschiedensten Stilrichtungen. Für seine erste Schaffensperiode war fast ausschließlich die Neorenaissance charakteristisch (z.B. das neue Stadthaus von Pest 1870—1872), doch folgte er dem Zeitgeist und blieb vom Anfang seiner Karriere bis zu deren Schluss unter dem Einfluss von F. Schmidt ein begeisterter Verfechter der Neogotik. Er gewann den ersten Preis an der Bewerbung, die zu dem Bau des Parlaments 1883 ausgeschrieben wurde und wurde als der beste architektonische Ausdruck der ungarischen Verfassung und des nationalen Bewusstseins gelobt. Er vereinte die englische Gotik mit Barock-Elementen und akademisch-puristischen Lösungen. Auch seine Restaurierungstätigkeit war bedeutend, er stellte zahlreiche Pester Kirchen und auch das Münster von Kassa wieder her.